Rudolfingen, 29. März 2011

Offener Brief

Sehr geehrte Frau Bundesrätin

Mit Betroffenheit und Mitgefühl erleben wir das unermessliche Leid der Menschen in Japan. Nebst den Folgen der ungeheuren Naturkatastrophen werden sie nun durch tödlich radioaktive Strahlen einer für unmöglich gehaltenen atomaren Katastrophe bedroht. Einmal mehr müssen wir Menschen die bittere Erfahrung machen, dass sogenannte theoretische Restrisiken zu jeder Zeit schreckliche Realität werden können, und dass atomare Unfälle dann extremste negative und tragische Folgen über die gesamte Menschheit bringen.

Eine der zentralen Lehren für jeden verantwortungsvollen Menschen lautet deshalb, dass wir Technologien mit derart zerstörerischem Potential wie die Atomtechnologie meiden und verlassen müssen! Mit den negativen Folgen der in absehbarer Zeit auslaufenden Atomstromproduktion, dem über Hunderttausende von Jahren tödlich strahlenden Atommüll, werden wir uns aber auch weiterhin intensiv beschäftigen müssen. Dabei muss uns allen bewusst sein, dass auch bei Atommülllagern im Untergrund katastrophale Restrisiken lauern. Und eigentlich ist es ja nicht so, dass die Experten und wir nicht um diese Gefahren, Unsicherheiten und ungelösten Sicherheitsfragen wüssten. Aber sie wurden entweder schön und klein geredet, der Öffentlichkeit verschwiegen oder schlicht ignoriert.

Das Drama um Fukushima muss auch Auswirkungen auf den Umgang mit den Risiken von Atommülllagern haben! Wenn gemäss Experten sicherheitsrelevante Probleme erst in mehreren hundert Jahren überhaupt beantwortet werden können, so stehen wir alle für unsere Nachkommen in der Pflicht, gegen die jetzigen Atommülllagerprojekte und das überstürzte Planungsverfahren einzustehen. Die betroffene Bevölkerung wird sich nicht mit einem absolut unverbindlichen Partizipationsverfahren abspeisen lassen, bei dem man bloss noch bei Nebensächlichkeiten mitdiskutieren darf. Als Opponenten gegen Atommülllager in unserer Region werden wir uns an der Initiierung der sogenannten Regionalkonferenzen in den nächsten Tagen beteiligen. Wir sehen sie als Plattformen, bei denen wir vorrangig über die wirklich wesentlichen Dinge, wie Restrisiken, die mangelnde Qualität des bisherigen Verfahrens und die demokratische Mitbestimmung sprechen wollen und müssen.

 

Auf Grund der grossen Bedenken und offensichtlichen Mängel fordern wir, das in die Wege geleitete Sachplanverfahren zu sistieren, um dann ohne Zeitdruck ein wirklichfaires und transparentes Verfahren für den Umgang mit Atommüll unter Berücksichtigung aller Restrisiken aufzugleisen. Dazu würde auch KLAR! Schweiz Hand bieten.

Mit freundlichen Grüssen

KLAR! SCHWEIZ

Käthi Furrer
Co-Präsidentin
Jean-Jacques Fasnacht
Co-Präsident

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